Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten...
...aber so ganz kann ich mich dem Trend halt doch nicht verschließen und habe ein paar Zäune gebaut. Ja, ich renne damit einer bedauerlichen europäischen Mode hinterher, aber es war halt auch notwendig, das Gelände der Bruchzimt-Verladung mal klar abzugrenzen - und ein Zaun ums Firmengelände ist schließlich eine normale Sache, dafür muß man nicht unbedingt einen Nationalisten (egal ob er jetzt aus Bayern, Ungarn oder sonstwoher kommt) in der Firmenleitung sitzen haben.Schließlich gehts ja auch um Unfallverhütung und Regreßansprüche.
Und auf der anderen Seite der Gleise endet die Rodelstrecke. Gefäääährlich!!! Bevor jetzt jemand loszieht und Bürger besorgt, die dann als Lösung des Problems den Bürgermeister in die Wüste schicken und die Schmalspurbahn stillegen (am Ende aufgrund irgendwelcher zusammenspintisierter scheinbarer Fachexpertisen ungefragt dahergelaufener Möchtegern-Fachleute mit Messiaskomplex), sollte da auch etwas für die passive Sicherheit getan werden. Es besteht also echter Handlungsbedarf.
Genug Unsinn geschrieben - ich fand den Firmenzaun als Ergänzung einfach passend und auf der anderen Seite bildet ein antiker Kibri-Almzaun, der seit Äonen in meiner Bastelkiste schlummert, einen ganz netten Gegenpart. Für den "Moschendrohtzaoun" habe ich mir ein Set von Busch gekauft, das einen Meter Maschendraht in 20cm langen Streifen und einen Spritzling mit Betonpfosten und einem zweiflügeligen Tor enthält. Das einzige Manko: Die Pfosten sind exakt genauso lang wie die Zaunstreifen hoch (nur die Spitzen der Pfosten ragen raus). Das ist ein bißchen blöd beim Aufstellen des Zaunes, weil man die Pfosten nicht in Löcher einsenken kann. Es sind 4 längere Pfosten am Spritzling, ich vermute, daß man die Ecken mit festen Pfosten machen soll und dazwischen "fliegende" Pfosten, die man nur am Boden anklebt. Willenlos rumbeulendes Metallgewebe kommt mir in den Sinn, das ich mit klebstoffverschmierten Fingern unter Kontrolle zu bringen versuche... nicht so mein Fall. Also schneide ich die Zaunstreifen 5 mm schmaler und bohre Löcher, in die man die Pfosten "saugend" einsetzen kann, sodaß sie schon ohne Klebstoff stehenbleiben und man sie ausrichten kann.
Der Reiz eines solchen Zauns oder überhaupt jeder Bebauung dicht am Gleis ist ja auch, daß die Eisenbahnfahrzeuge oftmals mit recht sparsam berechnetem Zwischenraum daran vorbeisausen. Auch im Modell sieht das interessanter aus, als wenn der Zaun ehrfürchtig weit vom Gleis entfernt steht. In Ermangelung einer Lichtraumlehre benutze ich einen offenen Güterwagen und einen Bleistift, um die Begrenzung des Lichtraumes zu erfassen. Dann ein paar Probefahrten mit den verschiedenen Fahrzeugen. Die Emmina benötigt dank herausstehender Trittbretter noch ein, zwei Millimeter mehr Luft - kein Problem, schon korrigiert. Dann bohre ich - mit Augenmaß - alle 4-5 cm ein Pfostenloch und natürlich an den Stellen, wo der Zaun die Richtung ändert. Das Tor muß eigentlich stumpf verklebt werden, was ich umgehe, indem ich es auf den Kopf stelle, denn die Pfosten ragen (eigentlich) oben ein paar Millimeter übers Tor hinaus. Ich biege die Tore vorsichtig in die Stellung "offen".
Den Zaun habe ich mit Echtrostfarbe gestrichen, die Pfosten kriegen einen Anstrich in Betongrau, nachdem ich sie in die Löcher geklebt habe, aber natürlich bevor der Zaun dagegen geklebt wurde. Nach dem Rosten wird das Ganze noch eingeschneit, leider zieht der Rost an manchen Stellen in den Schnee ein und färbt ihn. Ich werde wohl nochmal mit Klarlack drüber gehen und nachschneien, wo der Schnee Rostanflüge zeigt.
Sieht gut aus. Nachdem alles eingeschneit und durchgetrocknet ist, ergibt die erste Emmina-Fahrt, daß der ganze Zaun nochmal 2-3 mm vom Gleis weg muß... also alle Pfosten raus, neue Löcher, Pfosten rein, Tor neu setzen, Zaun dran, einschneien. Langsam kriege ich Routine mit dem Zaunziehen. Vielleicht sollte ich mich bei Orban bewerben.
2021: Moschendrohtzaoun, Version 2.0
Ein paar Jahre, nachdem ich den ersten Teil dieses Artikels verfasst habe, sind meine modellbauerischen Ansprüche ein wenig gewachsen. Der Busch-Zaun hat beim Besuch der Bessunger Kreisbahn im Moba-Train auch ein wenig gelitten... alles in allem also ein Grund, sich zauntechnisch zu verbessern.
Einen richtig genialen Zaun zum annehmbaren Tarif fand ich dann auch bei Model Scene im schönen Tschechien. Und (man gönnt sich ja sonst nix) dazu noch ein ordentliches Tor von Weinert, das größenmäßig perfekt dazu passt. Der Zusammenbau des Zauns ist grundsätzlich nicht kompliziert, man muß lediglich die beiliegenden Zaunpfosten auf der richtigen Seite auf die bereits angedeuteten Stellen im Zaun kleben. Lediglich. Sehr witzig. Irgendwie habe ich es hingefummelt und dabei wirklich in der Angst gelebt, dass ich die äußerst filigranen Zaunmaschen dabei mit Sekundenkleber gefüllt habe. Die abschließende Lackierung zeigt aber: So schlimm ist es gar nicht. Der Aufbau auf der Anlage ist dann fast schon Entspannung: Linie ziehen, Bohrungen markieren, feine Löcher mit dem Stiftenklöbchen bohren und Zaun rein. Das Weinert-Tor wird seines martialischen Stacheldraht-Überbaus beraubt und montiert sich trotz seiner Filigranität erstaunlich angenehm. Am Schluß noch etwas Neuschnee - fertig. Na gut, ein bißchen Alterung wird ihm später noch zuteil werden. Das katapultiert diese Ecke modellbauerisch gleich in eine ganz andere Höhe. Hat sich gelohnt.