Die KDL in der Hauptuntersuchung

 

Die Roco-KDL-11 ist eine nicht nur nett anzusehende kleine Lokomotive, sie glänzt auch mit recht soliden Fahreigenschaften und einer einfach zu verwendenden Decoderschnittstelle im Führerhaus. Im Auslieferzustand ist der Tender ein einigermaßen hohles Anhängsel, das nicht unbedingt zur Funktion der Lok beiträgt. Der Funktionswert des Tenders läßt sich aber mit ein paar Radschleifern schon mal erheblich steigern, denn dadurch wird die Stromabnahmebasis der Lok fast verdoppelt, was sich in einer deutlichen Verbesserung der Zuverlässigkeit beim Überfahren kritischer Gleissituationen wie Weichen zeigt.

Natürlich benötigt die Lokomotive wie alle Fahrzeuge hin und wieder ein paar Streicheleinheiten, dank Außenrahmen ist die Maschine ein ziemlicher "Staubsauger" und findet so ziemlich jeden Fussel, um ihn bereitwillig ins Fahrgestell einzuarbeiten. Im Herbst 2017 habe ich die turnusmäßige "Zwischenuntersuchung" zu einer echten Hauptuntersuchung ausgeweitet, es ging also ans Eingemachte...

Ein paar Streifzüge durchs Internet später stapeln sich einige interessante elektronische Komponenten auf meinem Werkstatttisch. Ein Mini-Sounddecoder mit Mikro-Lautsprecher, beides von Uhlenbrock; eine Spannungspuffer-Platine von Fischer und die dazugehörigen SMD-Kondensatoren. Außerdem zwei Spannungsregler für die Loklaternen. Das ist eigentlich nicht so viel Zeug, aber doch eine mächtige Ladung für die kleine Lokomotive. Die paar Sandkorn-LEDs für die Loklaternen fallen da schon nicht mehr ins Gewicht.

Der originale Decoder-Einbauplatz befindet sich im Führerhaus, dort passt ein Mikrodecoder im abgewinkeltem 6-Pol-Stecker gerade so rein. Der neue Uhlenbrock ist aber mal locker doppelt so groß. Na super. So wie es aussieht, bleibt nur der Tender als Einbauraum übrig. Im Internet gibt es aber einige mit Sounddecodern ausgerüstete Roco-KDLs zu bewundern. Es muß also irgendwie funktionieren, oder?

Einige Stunden später bin ich schon etwas weiter, mit den Nerven langsam auf Reserve, weil sich alles selbstverständlich etwas zäher antut als geplant. Immerhin passt der Decoder zusammen mit dem Pack aus 5 SMD-Kondensatoren und der dazugehörigen Platine ganz prima in den Tender, ohne das dort eingesteckte Gewicht herausnehmen zu müssen. Das Gewicht selbst habe ich mit Klebefilm isoliert, da der Decoder direkt darauf zu liegen kommt. Auch der Decoder selbst kriegt nochmal eine Hülle aus Isolierband. Das beigelegte Klebepad ist leider zu dick, da fehlt dann nachher ein knapper Millimeter, um das Tendergehäuse sanft schließen zu können. Mit Nachdruck ginge es wohl, aber da habe ich doch gewisse Befürchtungen, daß die ganze Elektronikpackung unter dem beständigen Druck des Gehäuses leiden könnte. Ohne Klebepad geht der Tender locker zu und es ist noch etwas Luft zwischen den Komponenten im Innern. 

Den Kondensatorpack habe ich so dimensioniert, daß er genau in den Innenraum des Tenderaufsatzes fluchtet. Er wird dort mit Isolierband fixiert, dadurch erübrigt sich das ansonsten geübte Überziehen mit Schrumpfschlauch.

Der Tender bekommt links und rechts der Kupplung zwei zarte Ausfräsungen am Rahmen, um den Durchgang der insgesamt 8 (!) Kabel zur Lok zu gewährleisten. Das klingt jetzt schlimmer als es ist. Ursprünglich hatte ich mit 6 Kabeln gerechnet, weil ich gehofft hatte, den Lautsprecher im Tender unterbringen zu können. Der ist aber doch zu voll, also kommt die Lärmquelle ins Führerhaus unters Dach, wo sie praktisch den Platz des ursprünglichen Decoders einnimmt und eher weniger auffällt. Mag sein, daß es bessere Plätze gäbe, aber es ist halt doch eine sehr kleine, gehäusemäßig arg zerklüftete Lok.

Die Kabel habe ich seitlich durch die vorhandene Lücke hinter dem Kunststoff-Außenrahmen durchgeführt, links und rechts je 4 Stück. Das sieht gar nicht so schlimm aus, wenn man das Tenderübergangsblech runterklappt. Mit etwas Farbe getarnt fallen die feinen Kabel kaum noch auf. An dieser Stelle ist es von großer Bedeutung, die Lok nach dem Anklipsen an den Tender ein paarmal um den Gelenkpunkt der Kupplung hin und herzuschwenken, um das notwendige Spiel in die Kabel zu kriegen. Keine Angst, da genügt schon eine kleine "Beule" im Kabelverlauf um das Kurvenfahrverhalten nicht zu beeinträchtigen. Die Kabel sind ja auch einigermaßen weich und elastisch genug.

Der erste Versuch mit dem Tender alleine läuft ganz gut, der Decoder bekommt jetzt schon Strom über die nachgerüsteten Tenderradschleifer, sodaß man die Tenderlaternen und die Geräusche mit provisorich angeklemmtem Lautsprecher schonmal testen kann. Klingt ganz gut, wird aber mit korrekt platziertem Lautsprecher im Lokgehäuse noch besser.

In der Lok ist die im Führerhaus eingebaute Platine irgendwie immer im Weg. Also fliegt sie raus, die Decoderkabel werden direkt an die Schleifer und die Motorkontakte angelötet (Oooobacht! Die Schleiferenden sind von Kunststoff umgeben, ich habe sie vorsichtig mit einem Holzplättchen hochgedrückt, das dann auch die Plastik-Rahmenwangen beim Löten abschirmt!). Das eliminiert auch erfolgreich Kontaktprobleme zwischen den Federn der Platine und dem Motor/den Schleifern. Ins Führerhaus kommt statt der Platine eine selbstgeschnitzte schwarze Abdeckung aus Plastik, die auch das hintenliegende Schneckengetriebe vor Staub schützt.

Den Lautsprecher habe ich als Sound-Anfänger natürlich erstmal falschrum eingeklebt, nicht so schlimm, weil ich ja ihn eh erstmal nur probehalber mit einem winzigen Heißklebertröpfchen angeheftet habe. Schließlich habe ich dann einen Kragen aus einem Kunststoffstreifchen gebastelt, um die Dichtigkeit des Lautsprechers zu gewährleisten. Das hat dem Sound hörbar geholfen.

Am Ende steht die Programmierung des Decoders. Die Lampen strahlen erstmal eher Halogen-Fernscheinwerfer-mäßig, aber das gibt sich dank Dimmfunktion. Wobei ich aufgrund der verwendeten Konstantstromplatinen bis auf die niedrigste Stufe runtergehen muß... da wären die guten alten Widerstände im Vorteil gewesen. Jetzt sieht es aber prima aus, es ist hell genug und die sogar ziemlich maßstäblichen "Glühbirnen" sind gut zu erkennen.

Ein gelungenes "Upgrade" für die schöne Lokomotive. Wer hätte vor ein paar Jahren noch geglaubt, daß es möglich wäre, in so ein kleines Fahrzeug sogar Geräusche zu integrieren? Der Uhlenbrock-Sounddecoder ist wirklich winzig - wobei ich im "Fliegenden Bessunger" sogar einen noch kleineren Decoder von Döhler und Hass verbaut habe, der ungefähr das gleiche Leistungsspektrum bietet (wenn auch etwas weniger Speicherplatz für die Klänge, was m.E. aber in der Praxis eher weniger auffällt). Ein Rauchgenerator würde der Sache sicher noch das i-Tüpfelchen aufsetzen, aber das wäre mit heftigen Metallarbeiten am Lokkessel verbunden, für die ich erst noch ein bißchen Mut aufbauen muss. Vielleicht nächste Saison...

(Habe ich übrigens schon erwähnt, daß ich Googlefonts nutze? Falls nicht: Ich nutze Googlefonts. Ich gebe es zu, im Impressum steht es auch (in der Datenschutzerklärung), Abmahnung also nicht notwendig.)