Der Harzbulle, Leinöl auf Leinwand, 1988
Bullig und kraftvoll präsentiert sich die Lokomotive dem Betrachter, scheinbar ein unzerstörbares Zeugnis von Industrialisierung und Ingenieurskunst. Aber Robert Pferd wäre nicht Robert Pferd, wenn er nicht auch hier die Bildaussage ironisch brechen würde. Da ist einmal die kleine Dampffahne, die nach unten weist. Sie steht einerseits für den Niedergang der industriellen Revolution und ihren Ersatz durch die digitale Revolution, andererseits für das Alter, die drohende Inkontinenz. Die scheinbare Mächtigkeit der Lokomotive wird außerdem effektvoll konterkariert durch den lila Lappen an der Luftpumpe (ein subtiler Verweis auf den auch in scheinbar maskulin besetzten Technikwelten größer werdenden Einfluss der Frauenbewegung) und den im Vergleich zur schieren Größe des Mechanismus filigran wirkenden Heizer, ohne den doch der Koloss nichts als eine Verdichtung von Stahl ohne Funktion wäre.
(R. Pferd, in: Leben mit Likör-Exhibitionismus, Wege aus dem gesellschaftlichen Abseits, Falken Verlag 1988)
Die Idee für dieses Gemälde kam mir, als ich von einer ausgiebigen Kostprobe von Schierker Feuerstein auf dem Weg zurück ins Hotel war. Das letzte, woran ich mich erinnere, war der Anblick des gerade in Drei-Annen-Hohne ankommenden Zuges, der von vier nebeneinander fahrenden Lokomotiven in den Bahnhof gezogen wurde. Ich war so besessen von der Situation, daß ich die ersten Skizzen schon in der Ausnüchterungszelle in Wernigerode machte, noch bevor man mich dem Haftrichter vorführte.
(R. Pferd, in: Leben mit Likör-Exhibitionismus, Wege aus dem gesellschaftlichen Abseits, Falken Verlag 1988)