Zugelaufen

mir ist ein BEMO-Startset zugelaufen, schätzungsweise aus den 80er Jahren, der Personenzug "Neustädter Kreisbahn", leider in der roten Ausführung (die grüne entspricht genau dem Farbschema der BKB), aber egal, wofür gibt's Airbrushes und wo ist sonst der Spaß? Der Zustand der Wagen ist im Übrigen super, sieht nicht nach allzu hartem Anlageneinsatz aus...



Die Lok allerdings ist ein bißchen merkwürdig, nicht nur wegen ihrer Lackierung, aber später mehr dazu. Es ist die HOm-Ausführung, also eine V52. Nicht schlimm, es liegt ein kompletter Satz HOe-Achsen für alle Fahrzeuge bei. Aber farblich ist das gute Stück jenseits jedes Vorbildes. Das Gehäuse ist orange lackiert, keine schlechte Arbeit, könnte man so lassen, aber ich hätte halt gerne alles in BKB-Grün. Umlackieren war also von Anfang an fest eingeplant. Die Drehgestelle der Lok sind hellgrau bemalt und auf den Seiten des Führerhauses prangen schwarze DB-Kekse - klarlackierte Schiebebilder. Die Scheiben sind etwas lose (DHL?), aber die müssen eh raus. Ein paar Griffstangen fehlen, kein Beinbruch. Na gut, dann eben runter mit der Farbe, umachsen, Glockenankermotor von der Tramfabriek, Sounddecoder, Pufferspeicher. Das volle Verwöhnprogramm. Ach ja: Wenn jemand 6 BEMO Wagenachsen, 4 Lokachsen für die V 52 und einen Gleiskreis mit zwei Geraden in HOm benötigt, die Teile sind preiswert abzugeben...





Bei den Drehgestellen habe ich aus Kostendämpfungsgründen darüber nachgedacht, die HOm-Drehgestellblenden entweder erstmal zu lassen oder selbst zu verschmälern. Lassen sieht aber aus, kommt nicht in Frage. Also schmaler machen, denn wer weiß, ob man neue Blenden in HOe bekommen kann und wenn kosten die bestimmt jede Menge Geld, BEMO halt... ok, ich frage nur der Form halber bei BEMO nach. Och joh, lieferbar ab Werk. Und 7 Euro das Stück, aha. Gut, dass ich noch nicht die Säge geschwungen hatte. Lieferzeit bis zu 6 Wochen, warnt die nette Dame von BEMO mich vor. Null Problemo, probefahren kann ich auch mit zu großen Schuhen. Sehr guter Service für eine 44 Jahre alte Lokkonstruktion, alle Achtung. Einen Zurüstteilesatz habe ich auch gleich mitgeordert. Haben ist besser als brauchen.

Schritt eins: Das gute Stück wird zerlegt und im Inneren zeigt sich - nur erfreuliches. Kein Zahnrad leidet an Karies, das Fett sieht nach Werksausrüstung aus. Der Motor ist blitzeblank. Diese Lok hat noch nicht allzu viele Kilometer runtergerissen.

Jetzt also runter mit der orangen Pelle. Obacht, jetzt nichts falsch machen. Der Kunststoff hat schätzungweise mindestens 35 Jahre auf dem Buckel und ein neues Gehäuse dürfte deutlich mehr kosten als 7 Euro. Wäre also schön, wenn es das Entlacken überleben würde. Ein vorsichtiger Test mit Elita-Verdünner zeitigt sehr gute Ergebnisse, der Lack löst sich. Das Führerhaus bekommt eine sanfte Abreibung mit dem Zeug mit Hilfe eines Pinsels, danach ist es blankes, schwarzes Plastik. Ich werde mutig und beschließe, für die Vorbauten mal was neues auszuprobieren. Bremsflüssigkeit soll ja Wunder wirken. Oder das Teil komplett zerstören. Nach abermals einem vorsichtigen Versuch "an unsichbarer Stelle" pinsele ich - professionell geschützt mit entsprechender Schutzkleidung und Gummihandschuhen - das Gehäuse satt ein und lasse wirken. Ich nehme bewusst Abstand von einem stundenlangen Tauchbad und das ist auch gar nicht nötig. Die Orangenschale beginnt schnell, Risse zu bekommen und lässt sich schließlich mit einem alten Borstenpinsel weitestgehend abbürsten. Danach gehts ins Ultraschallbad mit Allzweckreiniger.

Ich stelle fest: das geht deswegen so gut, weil sich der ursprüngliche Lack, der unter der orangen Schicht schlummert, unter derselben weg auflöst. Der Decklack bröselt eher in Bröckchen runter, als hätte man Abbeizer benutzt. Dabei kommen kurzzeitig sogar die originalen Bedruckungen zum Vorschein. Und hier zeigt sich: Das ist nicht die Lok, die ins Startset "Neustädter Kreisbahn" gehört. Beim Schälen der Orange blitzt kurz eine DB-V52 auf. Ein komischer Mischmasch, gerade im Angesicht der makellosen Waggons...

Am Ende der Kur steht jetzt aber erstmal ein fast blank gemachtes Gehäuse, das ganz leicht angegriffen ist, aber keine Details verloren hat. Meiner Erfahrung nach greift die neue Farbe da sehr gut drauf. Man kann die DB-Zierlinie noch erkennen, aber das ist schon ok. Kleinere Reste werden noch weggezahnstochert.
Black is the new orange.



Aber so bleibt es nicht. Da die Bessunger Kreisbahn ein ähnliches Farbschema wie die Brohltalbahn hat (was mir erst aufgefallen ist, nachdem ich das Farbschema festgelegt habe), bekommt die Lok oberhalb des Umlaufes die Lackierung im Brohltal-Schema der ehemals Alsenzschen Original-MaK mit "Hut" in Hellelfenbein und Rest in BKB-Grün. Zierlinien vermeide ich dann doch lieber. Anders als bei der Brohler Lok bleibt aber das Fahrwerk schwarz, das sollte als Unterscheidungsmerkmal ausreichen.

Jetzt geht's also zum ersten Mal in die Lackierkabine, eine komplette Grundschicht aus Elita-Hellelfenbein, damit das Grün nachher überall gleich wirkt.

Fortsetzung folgt...

 
BKB echo


em 01 2019


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